Archiv 2003

1982 tobte der "Gummikrieg"

 

Das PS-freie Rennfieber wird 25

Vor genau 25 Jahren hat der Grüninger Musikverein erstmals ein Straßenfest, gekoppelt mit einem Seifenkistenrennen, veranstaltet. Das Jubiläumsrennen, am kommenden Wochenende beinhaltet Läufe zur baden-württembergischen Meisterschaften, Schnupperklasse sowie Vereins- und Cuprennen. Im Rahmenprogramm werden neben Schaumparty, Musikanten-Gaudi auch mehrere Platzkonzerte geboten.

Aus der Not machte der Verein anno 1978 eine Tugend. Wegen waldrechtlicher Bestimmungen war seinerzeit das Waldfest in Frage gestellt worden. Auf der Suche nach einem Ersatz organisierte man das erste Straßenfest auf der "Wehrede" und als Attraktion bauten die Organisatoren ein Seifenkistenrennen am Bergring mit ein.

Die erste Veranstaltung stand jedoch unter keinem guten Stern. Orkanartige Sturmböen zogen unmittelbar nach der Siegerehrung über den Grüninger Festplatz und verwüsteten so ziemlich alles, was nicht angebunden war. Ausgleichende Gerechtigkeit: In den Folgejahren hatte man meist viel Glück mit dem Wetter, und ob im Mai oder im Oktober, fast immer herrschten sommerliche Temperaturen, eine der Grundvoraussetzungen für guten Seifenkistensport.

Als Initiator ist Heinz Doser zu nennen. Der bereits 1994 im Alter von nur 50 Jahren verstorbene ehemalige Musiker-Chef gilt als "Macher" des Grüninger Seifenkistenrennens. Der auch als Mitarbeiter des Donaueschinger Stadtbauamts bekannte Tüftler war maßgeblich daran beteiligt, dass der Seifenkistenrennsport in den 80-er Jahren ein wahren Boom erlebte. Bereits 1984 holte Doser die deutsche Meisterschaften nach Grüningen, die sich 1993 und 2002 wiederholten.

Die Anfänge des Seifenkistenrennsports anno 1978 waren mit nur wenigen Teilnehmern ziemlich bescheiden. Überwiegend Grüninger Buben und ein paar auswärtige Piloten in kuriosen Gefährten starteten zur "Jungfernfahrt" am Bergring. Gemessen wurde noch mit einer ganz normalen Stoppuhr. Schon beim zweiten Rennen, 1979 wurden die Zeiten per Lichtschranken ermittelt und 1980 konnte am Bergring erstmals ein Lauf zur Baden-württembergischen Meisterschaft ausgefahren werden. Im Jahr 1982 tobte ein "Gummikrieg" in Grüningen, ursächlich hierfür war ein Beschluss des Verbands über die Bereifungsvorschriften.

Die Rennen konnte trotz Boykott-Drohungen einiger Teilnehmer doch noch stattfinden. Erstmals deutsche Meisterschaften wurden 1984 unter der Schirmherrschaft des damaligen Ministerpräsidenten Lothar Späth ausgetragen werden.

1989 erlebten die Zuschauer erstmals ein Doppelsitzer-Rennen und die 10. deutsche Meisterschaft in verschiedenen Klassen wurde 1993 mit dem Endlauf abgeschlossen. Im Jahr 1998 und 1999 eröffneten die Grüninger, jeweils im Mai, die Rennsaison. Im vorletzten Jahr erlebte die Veranstaltung bei bestem Festwetter mit Tausenden von Zuschauern einen Besucherrekord. Das letzte Highlight gab es im vergangenen Mai, als wiederum eine deutsche Meisterschaft aufgetragen wurde.

Was vor 25 Jahren ganz klein begonnen hat, ist zwischenzeitlich zur "ernsten Sache" geworden. Entscheidend sind oft Hunderstelsekunden, die über Sieg oder Niederlage entscheiden und mit über 50 Stundenkilometer sausen die tollkühnen Piloten in den engen Fieberglas-Kisten die abschüssige Strecke am Bergring hinunter. Geblieben ist die Rennatmosphäre, und auch in diesem Jahr hoffen die Organisatoren auf gutes Wetter, wenn es heißt: Start frei zur Jubiläumsauflage.

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