Christusbund Berghülen richtet zum 15-mal das Seifenkistenrennen aus - mit dabei auch ein Weltmeister
Berghülen: In der rechten Hand hält Jürgen Zapf das Walkie-Talkie „Zielbereich ist frei“ schalt es heraus. Jürgen Zapf nickt und sagt „Es kann losgehen“.
Auf der Rampe die es in diesem Jahr in Berghülen zum ersten Mal gibt wartet bereits Paul Koenigsknecht aus Merklingen in seiner weiß-blauen Seifenkiste. „Bist du bereit?“, fragt Jürgen Zapf, der neunjährige nickt und Jürgen drückt mit seiner linken Hand den Hebel nach unten. Ab geht die Reise von der Rampe aus: 500 m die Blaubeurener Straße hinab ins Ziel.
Er ist gut unterwegs, schafft vor der ersten Kurve die anvisierten 30 km/h und am Ende der beiden Wertungsläufe steht der junge Mann mit seinem grünen T-Shirt und seinem froschgrünen Helm sogar ganz oben auf dem Treppchen in der Kategorie Funklasse Einsitzer. Dabei stand der Sieg gar nicht auf seinem Wunschzettel. Er wollte einfach nur Spaß haben sagte vor dem Rennen. Jedoch gestand er auch ein, gebremst wird erst im Ziel.
Armin Braun hingegen will das 15. Seifenkistenrennen in Berghülen gewinnen. Immerhin ist er Seifenkisten-Weltmeister und möchte im Kampf um die Württembergische Meisterschaft Punkte gutmachen. Dort liegt er nach eigenen Angaben auf Rang zwei der Gesamtwertung. Doch dem 15-jährigen Nürnberger reicht es nicht zum Sieg woran es gelegen haben könnte? „Die Linie war nicht optimal“, sagt er.
Doch auch die Begebenheiten in Berghülen machen ihm etwas zu schaffen: „Der Asphalt ist nicht gerade den besten Zustand.“ Für einen perfekten Lauf müsse eben alles passen. Das sei beim Seifenkistenrennen nicht anders als bei der Formel 1. „Das ist eine Physik für sich“, so Braun.
Auch Mädchen mischen mit.
Ganz anders als bei der Formel 1 ist beim Seifenkistenrennen das Geschlecht des Fahrers egal. Weltmeister Braun geht sogar noch einen Schritt weiter: „Frauen sind eigentlich fast immer besseren Fahrer“. Eine Erklärung hierfür weiß er nicht. Doch auch die Veranstalter des Berghülener Rennens steht fest: Der Anteil der Mädchen nimmt zu. „Vor zehn Jahren war es noch nicht so viele“, sagt Simon Werner vom Württembergischen Christusbund Berghülen, der das Rennen nun zum 15. Mal ausgetragen hat zum zweiten Mal in Kombination mit Wertungsläufen für offizielle Meisterschaften.
Für die zahlreichen Zuschauer am Rande der Strecke dürften aber die Kisten der vermeintlichen Amateure interessanter sein - zumindest optisch. In Anlehnung an seinen Sponsor den Lebensmittelladen Alb-Ernte in Merklingen schmückt beispielsweise die vordere Spitze der Kiste von Paul Koenigsknecht ein Körbchen mit Kartoffeln. Eine Lavendelpflanze ziert sein Heck. Es gibt aber auch ein deutsches WM-Auto oder einen Ferrari. Der einfallsreichste Wagen erhält sogar einen Pokal. „Es ist immer wieder interessant, was sich die Leute einfallen lassen“, so Werner: „Die Profikisten sehen meist immer gleich aus“.
Einer der auch noch aus der Reihe tanzt, ist Franz Ahne aus Kirchberg an der Murr. Vielleicht nicht wegen seines Gefährts, aber wegen seines Alters. Sind die meisten Fahrer zwischen acht und 14 Jahre jung, ist Franz Ahne fast zehnmal so alt 78 Jahre. Mit 68 hat er angefangen. „Inzwischen habe ich schon viele Portale und Medaillen daheim“, sagt er. Warum er mit fährt? „Ich bin halt ein Bastler.“
Die Gewinner:
Funklasse Einsitzer: Paul Koenigsknecht,
Funkklasse Zweisitzer: Johannes Simon und Tim Strehle,
Klasse BW Levin Hoffmann
Elite XL BW Yannick Herbert
Kreativpreis Seifenkiste „Ulmer Spatz“ von Nico Fuchs. Die Kiste wurde überholt und neu angestrichen und ist Angaben gemäß rund 50 Jahre alt. Bereits der Vater mit der Kiste gefahren.